…oder Kindern mit anderer Wahrnehmung
Der Tastsinn ist ein wichtiger Teil unserer Wahrnehmung, doch bei Kindern im autistischen Spektrum kann er oft anders erlebt werden. Eine gute Integration des Tastsinns hilft Kindern, ihre Umwelt besser zu verstehen und sich sicherer zu fühlen. Wenn der Tastsinn nicht gut integriert ist, kann dies verschiedene Herausforderungen mit sich bringen. Besonders da Kinder mit Autismus häufig auch Probleme haben, sich angemessen mit zuteilen. Die Interaktion und Kommunikation sind oft stark eingeschränkt.
Wenn eine Erzieherin im Kindergarten nun versucht diesem Kind einen Pullover anzuziehen, reagiert das autistische Kind möglicherweise mit einem Wutausbruch, schreit und schlägt um sich und meidet noch mehr den Kontakt zu anderen Personen. Dieses Kind hat nicht die Möglichkeit einfach zu sagen: „Katja, ich mag den Pullover nicht anziehen, der tut mir auf meiner Haut weh!“Bei der eben beschriebenen Überempfindlichkeit wird das morgendliche Anziehen schon zu einer anstrengenden Aufgabe.
Überempfindlichkeit oder Unterempfindlichkeit?
1. Überempfindlichkeit
Ich hatte einen Jungen mit Überempfindlichkeit in Behandlung, der sich übergeben musste, wenn er mit weichen Materialien wie Kuscheltieren, Watte etc. in Berührung gekommen ist. Also habe ich ganz langsam angefangen mit „konkreten“ (Murmeln, Plastik, Holz) Reizen zu arbeiten und diese nach und nach immer diffuser und weicher werden lassen (Stoff, Fell, Rasierschaum). Das hat mehrere Monate gedauert, aber letztendlich konnte dieser Junge auch weiche Materialien ertragen, ohne dass ihm übel wurde.
Eine ähnliche Erfahrung durfte ich mit einem Mädchen machen, welches nicht mit Wasser in Berührung kommen mochte. Ihr könnt Euch vorstellen, wie schwierig es für die Eltern war, das Kind zu waschen. Hier habe ich auch angefangen einfache Spiele (mit Pinsel etc.) in einer kleinen Schale Wasser mit ihr zu spielen. Erst über die Füße, später auch mit den Händen. Nach wochenlangem „Spielen“ konnte das Kind sogar mit der Kindergartengruppe ins Schwimmbad.
2. Unterempfindlichkeit
Während einige Kinder auf Berührungen sehr empfindlich reagieren und selbst sanfte Berührungen als unangenehm empfinden können, suchen andere intensive taktile Reize und fühlen sich von kräftigen Berührungen oder sogar Schmerz nicht gestört. Eine Unterempfindlichkeit im Berührungsempfinden kann ebenfalls sehr problematisch sein. Besonders, wenn Kinder gerne spitze Gegenstände anfassen. Möglicherweise brauchen sie bestimmte Empfindungen, um Stress abzubauen und ruhiger zu werden.
Auch hier erinnere ich mich an ein Kind, welches so unterempfindlich war, dass es nicht merkte, wenn es sich verletzt hatte. Mit diesem Jungen habe ich geübt, besonders nach dem Spielen draußen sich selbst genau anzuschauen, um eventuelle Verletzungen zu sehen. Für ihn war es wichtig, erstmal seine Körpergrenze zu erspüren. Später haben wir auch ohne Augenkontrolle verschiedene Wahrnehmungsspiele gespielt. In diesem Fall hat es dem Kind geholfen, anfangs einen weiteren Bereich der Wahrnehmung (visuelle Bereich) dazu zunehmen.
Wie sich der Tastsinn auf das Verhalten auswirkt
Die Art und Weise, wie Kinder mit Autismus ihren Tastsinn erleben, hat oft direkte Auswirkungen auf ihr Verhalten. Ein Kind, das von Berührungen überflutet wird, kann schnell überreizt oder gestresst werden, was zu unerklärlichem Weinen, Wutausbrüchen oder Rückzug führen kann. Ein Kind, das zu wenig taktile Reize erfährt, könnte hingegen unruhig oder aufgeregt wirken, was zu ständiger Bewegung oder ungewöhnlichen Verhaltensweisen führen kann.
Die Art der Kleidung, die Materialien im Umfeld oder auch die Art der Berührungen, die das Kind mag oder nicht mag, können das tägliche Leben stark beeinflussen. Das Verständnis darüber, wie Kinder mit Autismus den Tastsinn erleben, ist entscheidend, um ihre Bedürfnisse zu erkennen und ihnen die Unterstützung zu bieten, die sie benötigen. Egal, ob ein Kind empfindlich auf Berührungen reagiert oder den Drang verspürt, intensivere taktile Reize zu suchen. Indem wir uns die Zeit nehmen, diese Wahrnehmung zu verstehen und zu unterstützen, können wir Kindern mit Autismus dabei helfen, die Welt auf ihre eigene, besondere Weise zu erleben und sich in ihr sicher und wohl zu fühlen.
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Habt ihr weitere Fragen zum Thema? Nehmt gerne Kontakt zu mir auf.
Ich unterstütze euch, eure Kinder optimal in ihrer Entwicklung zu begleiten. Besonders, wenn ihr noch lange auf den Ergotherapie-Platz warten müsst, bin ich schon für euch da. Gemeinsam können wir die Zeit bis dahin überbrücken und ich zeige euch Tipps für den Alltag.
Möchtet ihr mich und meine Arbeitsweise kennen lernen? Dann lade ich euch herzlich zu meinem kostenlosen „Schnuppergespräch“ ein.
Ich freue mich auf euch!