Von der Heimat ins Unbekannte
Als ich heute Morgen mit unserem Hund bei 31 Grad, blauem Himmel, schönstem Sonnenschein in den Bergen spaziert bin, sind mir einige Gedanken zu unserer Auswanderung gekommen, die ich hier gerne teilen möchte.
Unsere Auswanderungspläne haben 2022 konkretere Formen angenommen. Mein Mann und ich waren der Meinung, nochmal etwas ganz anderes ausprobieren zu wollen, weil es vielleicht dafür irgendwann zu spät ist.
Dann kam der Punkt, an dem wir uns sagten: „Wenn nicht jetzt, wann dann!?“
Zum Leidwesen unserer Kinder haben wir in der Folge das Haus, welches wir in liebevoller Arbeit 10 Jahre auf unsere Bedürfnisse hin umgebaut haben, verkauft. Für unsere Kinder ist es bis heute deren Traumhaus!
So etwas sollte euch bewusst sein, wenn ihr mit euren Kindern auswandert. Unsere sind zu dem Zeitpunkt 15 und 18 Jahre alt gewesen. Bei jüngeren Kindern scheint es leichter zu sein, den Wohnort ins Ausland zu verlagern. Das ist jedenfalls das, was ich hier von den anderen Eltern und deren Kindern mitbekomme.
Berufliche Gründe führten dazu, dass wir als Familie viel gependelt sind und zeitweilig immer mal wieder getrennt lebten. Das ist ein Punkt, den wir vermutlich heute anders gestalten würden.
Damit ihr möglichst gut vorbereitet seid für eure Auswanderung mit euren Kids, habe ich unsere Tipps zusammengetragen.
Vorbereitung
- Pläne offen ansprechen
- Besucht das Land, wenn möglich mit den Kindern zuvor längere Zeit
- Nehmt Kontakt zu Auswanderergruppen auf
- Informiert euch über das neue Land, seine Kultur, Bräuche
- Schaut euch Filme zu eurer neuen Heimat an oder lest etwas darüber
Aus eigener Erfahrung und Rückmeldung von Jugendlichen, weiß ich, dass es eine gewisse Zeit braucht, bis sich eure Kinder mit diesem Gedanken vertraut gemacht haben. D.h. eine frühzeitige und offene Kommunikation über eure Pläne und der Grund eurer Auswanderung und was eure Kinder erwartet, ist sehr hilfreich.
Heimweh
- Nehmt die Gefühle eurer Kinder ernst, sprecht darüber
- Versucht Angst und Traurigkeit nicht zu viel Raum zu geben
- Fokus auf die schönen Seiten des Umzugs lenken
- Jüngeren Kindern könnt ihr von neuen Abenteuern, dem schönen Wetter, Bademöglichkeiten, neuen Lernfeldern oder Freunden erzählen.
- Unseren Kindern hat in der Anfangszeit der Besuch von Freunden und Verwandten geholfen. So hatten sie das Gefühl, immer noch eine Verbindung in die alte Heimat zu haben.
- Besuch von Verwandten und Freunden, sowie das Pendeln zwischen den Ländern kann das „Ankommen“ in der neuen Heimat erschweren
- Führte vermutlich auch dazu, dass unsere Tochter nach 6 Monaten wieder nach Deutschland wollte
- Aus heutiger Sicht, macht es Sinn, eine Zeitlang nicht ins Heimatland zu gehen, um dem „Neuen“ eine Chance zu geben
Bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen gestaltet sich diese Situation etwas schwieriger, was ich aus Erfahrung berichten kann.
Die Trennung von Freunden, dem sozialen und räumlichen Umfeld ist enorm.
Gebt euren Kindern die Chance sich angemessen zu verabschieden, vielleicht in Form einer Party.
Auch der Kontakt zu anderen Jugendlichen, eventuell auch anderen Deutschen kann euren Kindern das Ankommen erleichtern. Hier kann es natürlich passieren, dass die Integration erschwert wird, wenn ihr und eure Kinder euch ausschließlich mit Deutschen trefft.
Das Lernen einer fremden Sprache
- Fangt an, einfache Wörter und Sätze zu lernen, da die Sprache immer ein „Türöffner“ ist
- Belegt Sprachkurse an der Volkshochschule oder vor Ort,
- Sprachapps und Onlineportale wie Mondly, Duolingo, Sprachen lernen24 bringen euch spielerisch die Sprache näher
- Einfacher, wenn du in einem Ort wohnst, wo keine Deutschen leben und dort kein Englisch gesprochen wird
- Viel Kontakt mit den Einheimischen
- Schul-/ Kindergartenbesuch der Auswandererkinder unterstützt deren Sprachkenntnisse enorm
In eurer neuen Heimat freuen sich erfahrungsgemäß die Menschen dort in der Landessprache begrüßt zu werden und ihr könnt euch sicher sein, dass ihr dem einen oder anderen ein Lächeln ins Gesicht zaubern werdet.
Dadurch, dass ich vor Ort mit einigen Deutschen befreundet bin und hier fast überall Englisch gesprochen wird, spreche ich zu viel Deutsch und Englisch, weil es mir leichter fällt. Außerdem scheinen die Einheimischen immer Mitleid mit mir zu haben, wenn ich langsam spreche und wechseln dann oft ins Englische.
Kontakt zu Einheimischen
- Freizeitaktivitäten, Sportvereine oder Spielgruppen.
- Über soziale Medien Gruppen, mit denen ihr euch austauschen könnt.
- Trefft euch mit anderen Familien und nehmt eure Kinder zu diesen Treffen mit.
- Nimm an lokalen Veranstaltungen teil wie Feiertage, Feste, Konzerte
Bei Jugendlichen kommt das oftmals nicht ganz so gut an, aber trefft auch da gemeinsame Absprachen und Kompromisse.
Ich bin durchaus kontaktfreudig und spreche die Menschen, die mir begegnen an. Auch hier beim Einkaufen, beim Frisör, im Pub habe ich schon nette Menschen kennen gelernt. Allerdings sind diese Begegnungen bisher eher oberflächlich.
Hier leben sehr viele verschiedene Nationalitäten, aber es ist doch eher wie eine nebeneinander leben als ein miteinander.
Das finde ich etwas schade, aber ich denke, dass es auch eine gewisse Zeit braucht, bis sich echte Kontakte bilden können. Dann heißt es dranbleiben!
Schulwechsel oder nicht?
- Was gibt es in eurem Zielland für Möglichkeiten?
- Vor Ort zur Schule, Homeschooling, andere Wege der Bildung?
- Recherchiere im Voraus über Schulen im neuen Land
- Melde die Kinder rechtzeitig an
- Besuche die Schule, wenn möglich, vor dem Umzug, damit sich die Kinder ein Bild von dem neuen Lernumfeld machen können und ein Gefühl für die neue Situation bekommen können.
- Vielleicht habt ihr die Gelegenheit, Lehrer und den Schuldirektor kennen zu lernen.
Routine beibehalten
- Anfangs ist es nicht so leicht eine Struktur oder Routine zu bekommen.
- Versucht wieder Strukturen und Routinen aufzubauen, das gibt den Kindern Stabilität und Sicherheit.
- Lass eure Kinder bei der Einrichtung ihres neuen Zimmers mitentscheiden, um ihnen ein Gefühl von Kontrolle und Zugehörigkeit zu geben.
Die Infrastruktur
- Wie ist die Wasser und Stromversorgung, Müllentsorgung in eurem Land?
- Wie ist das Nahrungsangebot? Supermärkte, Gemüsehändler etc.
- Medizinische Versorgung: In manchen Ländern zahlt man viele Leistungen privat, welche im Verhältnis allerdings deutlich günstiger sind als in Deutschland
- Was gibt es für Therapiemöglichkeiten? Was sind die Alternativen dazu?
- Versicherungen: welche sind in eurem Land Pflicht und welche können zusätzlich abgeschlossen werden?
- Straßenverkehr: wie ist das Verkehrsaufkommen, öffentliche Verkehrsmittel, Qualität der Straßen, Fußwege?
Der Rollerführerschein beispielsweise darf hier erst ab einem Alter von 18 Jahren gemacht werden. Das ist für unseren Sohn schade, da er aufgrund seines Motorradführerscheines etwas unabhängiger sein wollte.
Für mich bedeutet das, dass ich sehr viel Auto fahre, da wir in den Bergen leben. Ich habe mich daran gewöhnt und möchte die Natur um mich herum nicht mehr missen, liebe die Wanderungen und ausgedehnten Spaziergänge mit unserem Vierbeiner.
Behördengänge
-oder die Beantragung der Aufenthaltsgenehmigung kann verdeutlichen, dass du auf Hilfe angewiesen bist und dass du nicht von allen Menschen willkommen geheißen wirst. Allerdings habe ich auch gelernt, wenn du Hilfe brauchst, dann finden sich immer Menschen, die dir zu Seite stehen und dich unterstützen.
Trotzdem braucht es Durchhaltevermögen. Auch scheint manchmal die Meinung vertreten zu sein, dass Deutsche besonders wohlhabend sind und sie dadurch mehr zahlen können als andere.
Flexibilität
Gesetze können sich immer und überall sehr schnell ändern. Das bedeutet, du solltest stets gut zu informiert sein und auf dem Laufenden bleiben.
Viele dieser Punkte haben wir erst jetzt nach langer Zeit und in dem Moment, als wir wirklich angefangen haben in dem Land zu leben, begonnen zu verstehen.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass trotz der vielen Herausforderungen die positiven Erfahrungen für uns als Familie überwiegen und wir uns alle in den verschiedensten Bereichen weiterentwickelt haben.
Möchtest Du mehr zu unserer Auswanderung erfahren? Dann höre gerne den Podcast „Einfach Aussteigen“ von Nicolas Kreutter.
https://nicolas-kreutter.com/auswandern-nach-nordzypern/
Ich helfe euch, auch bei dem großen Unterfangen der Auswanderung einen Weg zu finden, eure Kinder angemessen in ihrer Entwicklung zu unterstützen.
Hast du noch weitere Fragen und möchtest mich und meine Arbeitsweise kennen lernen? Dann freue ich mich, dich auf meiner Webseite begrüßen zu dürfen. Dort hast du die Möglichkeit, mein kostenloses „Schnuppergespräch“ zu buchen.
Ich freue mich auf euch!
Bis bald!
Melanie