Was haben Klettern und die richtige Stifthaltung gemeinsam?
Aus meiner Sicht als Mutter und Ergotherapeutin (und selbst Kletterbegeisterte): eine ganze Menge! Beide Aktivitäten sind echte Abenteuer – für Körper und Gehirn. Sie fördern wichtige Entwicklungsprozesse bei Kindern und spielen auch in der Rehabilitation, etwa nach einem Schlaganfall, eine bedeutende Rolle.
Koordination – ein Tanz aus Bewegung und Feingefühl
Beim Klettern setzen wir Hände und Füße gezielt ein, um den nächsten Griff, nächste Sprosse oder Tritt zu erreichen. Es ist fast wie ein Tanz: Der Körper probiert Bewegungsabläufe aus, passt sie an und koordiniert sie neu. Ähnlich präzise ist die Bewegung beim Schreiben: Finger, Handgelenk und Arm arbeiten fein abgestimmt zusammen, um den Stift locker und sicher zu führen. Wenn ihr regelmäßig klettert, trainiert ihr genau diese Koordination ganz spielerisch und mit viel Spaß.
Überkreuzen der Mittellinie – Gehirnjogging in Bewegung
Man greift beim Klettern ständig über Kreuz: Mit der rechten Hand nach links, mit dem linken Fuß nach rechts. Diese überkreuzten Bewegungen, das sogenannte Überkreuzen der Körpermittellinie, sind entscheidend für die Zusammenarbeit beider Gehirnhälften. Auch beim Schreiben wird diese Fähigkeit gebraucht, zum Beispiel wenn die Hand quer über das Blatt wandert. Klettern macht also nicht nur fit, sondern auch schlau.
Körperwahrnehmung – sich selbst spüren lernen
Klettern ist ein Fest für die Sinne! Kinder erfahren hautnah, wie sich ihr Körper bewegt, wo ihre Füße stehen, wie fest sie zugreifen müssen. Diese sogenannte Propriozeption, also das Gefühl für die Lage und Bewegung des eigenen Körpers, ist auch beim Schreiben wichtig. Nur wer spürt und verarbeiten kann, was seine Hand tut, kann den Stift kontrolliert und dosiert führen.
Kraftdosierung – weder zu viel noch zu wenig
Manchmal braucht es beim Klettern einen kräftigen Zug, manchmal nur einen leichten Griff. Man lernt, die eigene Kraft zu steuern. Genau diese Fähigkeit ist auch beim Schreiben gefragt: Zu viel Druck lässt die Hand schnell ermüden, zu wenig Druck führt dazu, dass der Stift verrutscht. Klettern hilft, ein feines Gespür für Muskelspannung und Kraftaufwand zu entwickeln.
Beide Gehirnhälften in Aktion – ein starkes Team
Das Beste am Klettern? Es verbindet nicht nur Muskeln, sondern auch beide Gehirnhälften. Jede koordinierte Bewegung, jede überkreuzte Aktion aktiviert neue Nervenbahnen. Gerade bei sensomotorischen Defiziten oder in der Rehabilitation nach einem Schlaganfall ist Klettern deshalb so wertvoll: Es fördert die neuronale Vernetzung und hilft dabei, verloren gegangene Funktionen zurückzugewinnen oder neu auf zubauen. Das ist die Grundlage für feinmotorische Fähigkeiten wie die Stifthaltung.
Klettern ist mehr als nur Spiel – es ist Vorbereitung fürs Leben
Klettern ist ein ganzheitliches Training für Körper und Geist. Es fördert Koordination, Kraftdosierung, Körperwahrnehmung, das Überkreuzen der Mittellinie und die Zusammenarbeit der Gehirnhälften alles Fähigkeiten, die Kinder für eine entspannte, schmerzfreie Stifthaltung und flüssiges Schreiben brauchen.
Lasst eure Kinder klettern, hangeln, balancieren und entdecken!
Sie lernen dabei nicht nur fürs Schreiben, sondern fürs Leben – mit Freude, Selbstvertrauen und ganz viel Bewegung.
Und das Allerbeste daran?
Es macht einfach riesigen Spaß – für kleine und große Kletteräffchen!
Gerne zeige ich einen Einblick, die das Klettern zur Förderung bietet bei dem Workshop „Kinder anderer Wahrnehmung verstehen, liebevoll begleiten und richtig behandeln“ https://www.melanie-altenkamp.com/workshops/ am 24.05.2025 in Linz mit Lubica Winkelmayr vom Verein „Die Wahrnehmungskinder“ in Linz https://wahrnehmungskinder.at/seminare-vortraege/.
Ich freue mich Euch zu sehen!
Eure Melanie