Warum Kraftdosierung für dein Kind so wichtig ist
Kennst du das?
Dein Kind schraubt die Flasche so fest zu, dass du sie kaum noch aufbekommst.
Es malt mit dem Lieblingsbuntstift – bis die Spitze abbricht.
Oder es wirft dir den Ball zu … und du musst dich fast ducken?
Dann hat dein Kind vielleicht Schwierigkeiten mit der Kraftdosierung, einem Thema, das vielen Eltern zunächst gar nicht auffällt, im Alltag aber immer wieder Stress, Frust und Missverständnisse verursachen kann.
Lass uns gemeinsam einen genaueren Blick darauf werfen, was Kraftdosierung überhaupt ist, warum sie so wichtig ist und wie du dein Kind im Alltag unterstützen kannst.
Was bedeutet eigentlich „Kraftdosierung“?
Ganz einfach gesagt: Es geht darum, wie stark oder wie sanft dein Kind Bewegungen ausführt. Also: Wie viel Kraft es einsetzt: beim Malen, Greifen, Tragen, Werfen oder Zudrehen.
Manche Kinder drücken viel zu fest, andere zu zaghaft. Beides kann zu Problemen führen.
Denn ob ein Reißverschluss klemmt, ein Spielzeug kaputtgeht oder eine Tasse herunterfällt, oft steckt dahinter keine Absicht, sondern eine unsichere Wahrnehmung des eigenen Körpers.
Der unsichtbare Held: Die Körperwahrnehmung
Damit ein Kind seine Kraft gut einschätzen kann, braucht es eine zuverlässige Wahrnehmung, vor allem aus zwei Bereichen:
Propriozeption – das „Körper-GPS“
Dieses System sagt deinem Kind, wo seine Arme, Beine und Finger gerade sind – auch mit geschlossenen Augen. Es hilft ihm einzuschätzen, wie stark es seine Muskeln anspannen muss, um etwas zu halten, zu schieben oder zu ziehen.
Taktile Wahrnehmung – Fühlen & Spüren
Sie sagt deinem Kind, wie sich etwas anfühlt: rau, glatt, weich oder hart und gibt wichtige Informationen darüber, wie viel Kraft nötig ist, um es zu bewegen oder festzuhalten.
Wenn diese Systeme noch nicht ausgereift sind (z. B. bei Kleinkindern oder Kindern mit Wahrnehmungsstörungen), dann „verrechnet“ sich der Körper und es kommt zu diesen kleinen „Unfällen“, die uns im Alltag oft auf die Nerven gehen.
Warum ist Kraftdosierung so wichtig?
Weil sie viel mehr beeinflusst, als wir auf den ersten Blick denken.
Hier ein paar Beispiele, wo sie eine zentrale Rolle spielt:
In der Schule
• Der Stift wird zu fest aufgedrückt → die Hand verkrampft, Schreiben wird mühsam
• Oder zu locker gehalten → die Schrift ist kaum lesbar
Das frustriert dein Kind und oft auch die Lehrkraft.
Im Alltag
• Jacke anziehen? Der Reißverschluss reißt ab.
• Trinkflasche öffnen? Viel zu schwer oder sie fällt runter.
• Bauklötze stapeln? Der Turm fällt immer wieder um.
Im sozialen Miteinander
• Ein Kind, das ständig „zu wild“ spielt oder Dinge kaputt macht, wird schnell als „ungeschickt“ oder „zu grob“ wahrgenommen, dabei kann es oft einfach seine Kraft nicht gut regulieren.
Das kratzt am Selbstvertrauen. Und genau hier komme ich ins Spiel.
Was kann ich als Ergotherapeutin mit meiner Beratung bewirken?
Als Ergotherapeutin arbeite ich mit Kindern (und natürlich mit euch Eltern), um genau solche Schwierigkeiten spielerisch anzugehen.
Was wir machen:
• Förderung der Wahrnehmung durch gezielte Bewegungsangebote z. B. Balancieren, Klettern, Schieben, Ziehen
• Übungen zur Kraftdosierung, z. B. mit Knetmasse, Pipetten, Gummibändern oder kleinen „Alltags-Experimenten“
• Spiele zur Körperwahrnehmung, z. B. Wer kann einen Wattebausch pusten, ohne dass er vom Tisch fällt?
• Und ganz wichtig: Alltagstipps für zu Hause, die wirklich umsetzbar sind!
5 Alltagstipps für Zuhause
Hier ein paar einfache Ideen, wie ihr Kraftdosierung im Familienalltag fördern könnt:
1. Malen auf Butterbrotpapier, das reißt leicht und zeigt sofort: „Ups, zu fest!“
2. Turm bauen mit Wattepads oder Zuckerwürfeln, hier ist Fingerspitzengefühl gefragt!
3. Tragen & Schieben im Haushalt: Lasst euer Kind (altersgerecht!) mithelfen z.B. Einkaufstüte tragen, Stuhl schieben, Türe aufdrücken.
4. Dosierspiele mit Wasser z. B. mit Pipetten oder Schwämmen Wasser von einem Becher in den anderen transportieren.
5. Rollenspiele mit Kuscheltieren „Drück den Teddy ganz sanft“ oder „Wie fühlt sich eine Umarmung mit halber Kraft an?“
Kleine Kraft, große Wirkung
Kraftdosierung klingt vielleicht wie ein technisches Detail, aber für dein Kind ist sie der Schlüssel zu Selbstständigkeit, Lernerfolg und einem sicheren Körpergefühl.
Wenn dein Kind öfter aneckt, Dinge kaputtgehen oder scheinbar „zu grob“ ist, schau genau hin: Vielleicht steckt keine Absicht dahinter, sondern einfach ein Körper, der noch lernen muss, sich selbst richtig zu steuern.
Und genau dabei helfen ich liebevoll, spielerisch und mit ganz viel Verständnis.
Du hast Fragen oder erkennst dein Kind in diesem Artikel wieder?
Dann melde dich gerne gemeinsam finden wir heraus, was dein Kind braucht, um mit der „richtigen Kraft“ durch den Alltag zu gehen.
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