Die Haut: Unser größtes Sinnesorgan
Wusstest du, dass die Haut das größte Organ unseres Körpers ist?
Sie umhüllt uns, schützt uns – und sie fühlt.
Mit Millionen winziger Rezeptoren nimmt sie wahr, wie die Welt sich anfühlt: warm, kalt, weich, rau, angenehm oder schmerzhaft. Jede Berührung, jeder Windstoß, jeder Wassertropfen schickt Informationen ans Gehirn in Echtzeit.
Für Kinder ist die Haut damit das erste Kommunikationsmittel mit der Welt. Noch bevor sie sprechen können, erfahren sie über Berührung Sicherheit, Nähe und Orientierung.
Was gehört zur Oberflächensensibilität?
Zur sogenannten Oberflächensensibilität zählen drei Bereiche:
- Berührungsempfinden – also die Fähigkeit, Druck, Vibration oder sanfte Reize zu spüren.
Kinder erkennen dadurch, ob etwas weich oder hart, glatt oder rau ist. - Temperaturempfinden – die Wahrnehmung von Wärme und Kälte.
Das schützt uns vor Überhitzung oder Unterkühlung und sorgt für Wohlbefinden. - Schmerzempfinden – unser natürliches Warnsystem.
Schmerzreize sagen dem Körper: Stopp, hier stimmt etwas nicht!
Diese drei Funktionen wirken wie ein fein abgestimmtes Team, das dem Gehirn hilft, die Umwelt richtig zu interpretieren und angemessen zu reagieren.
Wenn das System aus dem Takt gerät
Manchmal funktioniert dieses Zusammenspiel nicht wie vorgesehen.
Dann spricht man von Auffälligkeiten in der taktilen Wahrnehmung also in der Art, wie die Hautreize vom Nervensystem verarbeitet werden.
Das kann sich ganz unterschiedlich zeigen:
- Das Kind meidet Berührung: es hasst Sand, Matsch oder bestimmte Kleidungsstücke.
- Es reagiert überempfindlich auf Temperatur oder Stoffe, selbst weiche Pullover „kratzen“.
- Oder es spürt zu wenig, braucht extrem viel Druck oder Bewegung, um überhaupt etwas wahrzunehmen.
In beiden Fällen stimmt die innere Filterfunktion nicht.
Das Gehirn bekommt entweder zu viele oder zu wenige Reize und das führt zu Überforderung oder Desinteresse.
Was das im Alltag bedeutet
Wenn Kinder Berührungen meiden, Kleidung als unangenehm empfinden oder auf jede Kleinigkeit reagieren, erleben sie ihre Umwelt als anstrengend.
Das kann zu Rückzug, Frustration oder auch „auffälligem Verhalten“ führen nicht, weil sie „zickig“ sind, sondern weil ihr Nervensystem überfordert ist.
Ein Kind, das ständig mit seiner Haut kämpft, kann sich schwer auf andere Dinge konzentrieren.
Wie soll man ruhig malen oder basteln, wenn das T-Shirt kratzt oder der Stuhl sich unangenehm anfühlt?
Diese Kinder brauchen keine Strenge, sondern Struktur, Sicherheit und Übung.
Kleine Signale – große Bedeutung
Oft beginnen solche Schwierigkeiten ganz unscheinbar:
Das Kind zieht ständig seine Socken aus. Es hasst Mützen. Es meidet Sandkästen.
Manche Eltern denken: „Das ist nur eine Phase.“
Aber hinter dieser Phase steckt ein wertvolles Signal.
Denn Wahrnehmung ist trainierbar genau wie Muskulatur.
Wie Eltern unterstützen können
Die gute Nachricht: Es gibt viele einfache Wege, die Oberflächensensibilität zu fördern, spielerisch, im Alltag, ganz ohne Aufwand.
Hier ein paar Ideen:
- Wechselbäder für die Hände: warm – kalt – warm.
Das schult Temperaturempfinden und Nervenreaktion. - Materialreise: Stoffe, Bürsten, Schwämme fühlen und benennen.
So lernt das Gehirn, Reize zu unterscheiden. - Fühlspiele: Barfußpfad, Fühlbox oder Massageball, Reize dosiert anbieten.
- Druck statt Flucht: Feste, aber liebevolle Berührungen (z. B. mit einem Handtuch abreiben) helfen oft besser als sanftes Streicheln, das schnell kitzelt oder überreizt.
Wichtig ist:
Nichts erzwingen.
Immer beobachten. Lob für Mut.
So lernt das Nervensystem, Reize neu zu sortieren und die Haut darf wieder entspannen.
Was passiert, wenn es ungelöst bleibt?
Wenn eine Wahrnehmungsstörung in der Oberflächensensibilität unbeachtet bleibt, kann das langfristig Auswirkungen auf die Feinmotorik, die Konzentration und sogar das Selbstvertrauen haben.
Kinder, die ständig „zu viel fühlen“, lernen unbewusst: Ich bin anders.
Sie meiden Neues, ziehen sich zurück oder geraten schneller in Stress.
Doch sobald sie lernen, ihren Körper besser zu verstehen, verändert sich ihr Verhalten spürbar.
Sie werden mutiger, ruhiger und selbstbewusster, weil sie sich sicherer in ihrer Haut fühlen.
Wenn Fühlen wieder Freude macht
Die Haut ist nicht nur ein Schutzmantel, sondern auch ein Lehrer.
Sie erzählt, was wir brauchen, wo unsere Grenzen liegen und wie wir mit der Welt verbunden sind.
Wenn dein Kind auf Berührung, Temperatur oder Schmerz anders reagiert als andere,
dann ist das kein „Fehler“, sondern ein Hinweis darauf, dass das Nervensystem noch lernen darf, Reize zu sortieren.
Mit Geduld, Übung und liebevoller Begleitung kann die Haut wieder das tun, was sie am besten kann:
Fühlen, begreifen, wachsen.
Wenn du merkst, dass dein Kind Berührungen vermeidet oder überempfindlich reagiert,
kann es helfen, genauer hinzuschauen. In meiner Arbeit begleite ich Familien dabei,
das Fühlen zu erleben – Schritt für Schritt, im Alltag.
Erfahre mehr über meine Ansätze unter www.melanie-altenkamp.com

Ergotherapie trifft auf Mentoring-individuell, von überall und ohne Wartezeit!
Ich bin Melanie und es ist meine Herzensaufgabe, Menschen im Alltag zu ihrer größtmöglichen Selbstständigkeit zu verhelfen. Sowohl z.B. Kindern mit Wahrnehmungsproblemen sowie Menschen, die nach einem Schlaganfall wieder zu ihrer Stärke finden möchten. Ich zeige online, wie es gelingen kann, gezielt die individuellen Bedürfnisse zu fördern. Lass uns gemeinsam daran arbeiten, dass du oder dein Kind wieder mit Selbstvertrauen und Unabhängigkeit den Alltag meistern kannst!
