– und wie Natur, Bewegung und kreative Aktivitäten helfen können
Seit vielen Jahren arbeite ich mit Menschen, die mit Dyspraxie leben. Vielleicht hast du selbst erst vor Kurzem die Diagnose erhalten oder vermutest, dass gewisse Schwierigkeiten in deinem Alltag damit zusammenhängen. Du bist nicht allein und es gibt wunderbare, kreative Wege, um dein Körpergefühl, deine Koordination und deinen Alltag zu verbessern.
Was ist eigentlich Dyspraxie?
Dyspraxie-bedeutet, dass das Zusammenspiel zwischen Gehirn und Bewegung nicht ganz rund läuft. Betroffene haben oft Schwierigkeiten bei der Planung und Ausführung von Bewegungen, sei es beim Schnürsenkelbinden, beim Sport, feinmotorischen Aufgaben wie Schreiben oder auch beim Sprechen
Im Erwachsenenalter zeigt sich Dyspraxie häufig subtiler: Unbeholfenheit im Alltag, ständiges Stolpern, Konzentrationsprobleme oder ein erhöhtes Maß an Anstrengung bei scheinbar einfachen Tätigkeiten. Das kann frustrierend sein, aber mit gezielten Aktivitäten kannst du deine Fähigkeiten stärken.
Bewegung in der Natur, mehr als nur frische Luft
Wandern ist eine meiner liebsten Empfehlungen. Warum? Weil es so viele Ebenen anspricht:
- Es fördert die Körperwahrnehmung – jeder Schritt über unebenes Gelände trainiert Gleichgewicht und Koordination.
- Es hilft, das Bewegungsmuster zu automatisieren, besonders bei regelmäßigen Touren.
- Und ganz nebenbei wirkt die Natur beruhigend auf das Nervensystem, Stress reduziert sich, was wiederum die motorische Kontrolle verbessern kann.
Gärtnern: Koordination trifft Achtsamkeit
Auch Gärtnern ist mehr als nur ein Hobby. Erde umgraben, Samen setzen, Wasser gießen, das alles sind komplexe Bewegungsabläufe, die du beim Tun trainierst, ohne dass es sich wie „Übung“ anfühlt. Außerdem erlebst du Erfolge: Etwas wächst unter deinen Händen, und das stärkt die eigene Selbstwirksamkeit.
Viele Menschen mit Dyspraxie profitieren von der Kombination aus feinmotorischen Tätigkeiten, wie z. B. dem Umtopfen oder Beschneiden von Pflanzen, und grobmotorischen Aufgaben wie dem Heben von Erde oder dem Harken. Du trainierst also ganzheitlich und hast auch noch ein tolles Erfolgserlebnis.
Bouldern: spielerisches Training für Körper und Geist
Vielleicht denkst du jetzt: „Klettern?! Das ist doch nichts für mich!“ Aber ich kann dir sagen: Bouldern, also das Klettern in Absprunghöhe ohne Seil, ist super. Es ist erstaunlich welche Fortschritte in kurzer Zeit durch Klettern erzielt werden können!
Beim Bouldern lernst du, deinen Körper gezielt einzusetzen, Bewegungen zu planen, dein Gleichgewicht zu halten und du bekommst direktes Feedback: Hat der Griff gepasst oder nicht? Diese direkte Rückmeldung unterstützt dein Gehirn dabei, neue Bewegungsmuster zu speichern. Und: Bouldern macht Spaß! Es bringt oft ein spielerisches Element zurück, das vielen Erwachsenen fehlt gerade, wenn sie mit Unsicherheiten in der Bewegung leben.
Was ist aus meiner Sicht besonders sinnvoll?
Als Ergotherapeutin empfehle ich immer einen ganzheitlichen Ansatz. Das heißt:
- Gezielte Förderung durch alltagsnahe Aktivitäten, die Freude machen wie Wandern, Gärtnern oder Bouldern.
- Bewusstes Körpertraining, z. B. durch Gleichgewichtsübungen, Yoga oder sensomotorisches Training.
- Stärkung der Alltagskompetenzen gemeinsam schauen wir, wie du bestimmte Tätigkeiten im Haushalt, Beruf oder Freizeit besser bewältigen kannst.
- Und nicht zuletzt: Achtsamkeit und Selbstmitgefühl. Viele Erwachsene mit Dyspraxie haben über Jahre gelernt, sich für „Unbeholfenheit“ zu schämen. Gemeinsam arbeiten wir daran, diese Haltung durch Stolz und Selbstakzeptanz zu ersetzen.
Mein Fazit
Du musst nicht „perfekt funktionieren“. Es geht darum, Wege zu finden, wie du mit deinem Körper gut leben kannst: mit Freude, Bewegung und der Kraft der Natur. Ob du nun regelmäßig wanderst, dein eigenes Beet pflegst oder dich in die Boulderhalle traust: Jeder Schritt zählt. Und manchmal ist genau dieser erste Schritt der Anfang von etwas richtig Gutem.
Bleib neugierig – und mutig!
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Deine Melanie