…wenn Grobmotorik und Handlungsplanung nicht „zusammen spielen“
Was bedeutet Dyspraxie eigentlich?
Recherchiert man im Internet, findet man Folgendes: „Praxie“ und die Silbe „Dys“ kommen ursprünglich aus dem Griechischen. Praxie bedeutet soviel wie Handlung und „Dys“ meint „schlecht“ oder „von der Norm abweichend“. Laut ICD-10 handelt es sich um eine umschriebene Entwicklungsstörung der motorischen Funktionen (F 82.-). Die genaue Ursache ist nicht bekannt (DoccheckFlexikon). Meinen Beobachtungen zufolge kommt Dyspraxie auch in Zusammenhang mit anderen Auffälligkeiten wie z.B. ADHS oder Autismus vor. Kinder mit Dyspraxie haben Schwierigkeiten, Handlungen und Bewegungen zu planen und/oder auszuführen. Sie betrifft die grobmotorischen als auch feinmotorischen Fähigkeiten.
Doch was ist Grobmotorik und Feinmotorik eigentlich?
Ich verstehe unter Grobmotorik Bewegungen des Körpers, die den gesamten Körper betreffen z.B. Krabbeln, Laufen, Hüpfen. Gleichgewicht und Kraftdosierung sind unter anderem dafür ebenso wichtig, wie ein Zusammenspiel von größeren Gelenken und Muskeln bzw. Muskelgruppen. Feinmotorik bedeutet für mich hingegen, eher das Zusammenspiel kleinerer Gelenke und Muskeln und eine feiner abgestimmte Dosierung der Kraft. Schreiben, Nähen, Sprechen oder das Greifen einer Murmel mit dem Fuß sind für mein Verständnis feinmotorische Tätigkeiten.
Was hat Grob- bzw. Feinmotorik mit Handlungs-/Bewegungsplanung zu tun?
Um Tätigkeiten wie: „eine Jacke anziehen“ oder „eine Murmel greifen“ ausführen zu können, muss das Kind erst mal in der Lage sein, diese Handlung bzw. notwendige Bewegung zu planen.
- Bei der motorischen Dyspraxie ist es dem Kind zwar möglich, sich die Handlung oder Bewegung ganz genau vorzustellen, allerdings kann es diese nicht entsprechend ausführen.
- Ein Kind mit ideatorischer Dyspraxie ist von den motorischen Fähigkeiten dazu in der Lage eine Handlung auszuführen, kann diese aber nicht planen oder sich vorstellen.
- Die verbale Dyspraxie betrifft die Planung von Sprechbewegungen, d.h. die sprachlichen Fähigkeiten sind beeinträchtigt.
Was können Hinweise auf Dyspraxie sein?
Ich erinnere mich noch sehr gut an einen kleinen Jungen im Kindergarten, der sich immer mit der Jacke, die er anziehen sollte, um sich selbst drehte. Er wusste genau, was er zu tun hatte, war aber nicht in der Lage die Handlung: „Jacke anziehen“ in die Tat umzusetzen. Als Lösung habe ich mit ihm eine andere Variante des Jacke anziehens geübt. Auch erinnere ich mich an ein Kind, welches nach dem 4. misslungenen Versuch einen Schuh anzuziehen ganz verzweifelt war, weil die anderen Kinder schon angezogen auf dem Spielplatz tobten.
Im Alltag wirken Kinder mit Dyspraxie ungeschickt und haben etliche Probleme mit Tätigkeiten wie Ankleiden, Schreiben etc. Sie benötigen häufig für die Ausführung dieser Tätigkeiten deutlich mehr Zeit als gleichaltrige Kinder. Grobmotorische Probleme beim Klettern, Balancieren, der Koordination und ein unsicheres Gangbild können sich zeigen und vermehrt zu Stolpern, Stürzen und Verletzungen führen. Im feinmotorischen Bereich kann die Hand- und Fingerkoordination beeinträchtigt sein, was zu Problemen im Umgang mit Besteck, Werkzeug und beim Schreiben führen kann. Durch die tagtäglichen motorischen Herausforderungen mit denen das Kind konfrontiert ist, bleiben auch soziale und emotionale Auswirkungen nicht aus. Das Kind selbst kann traurig, wütend oder verzweifelt reagieren. Und wird schlimmstenfalls sogar von anderen ausgelacht.
Wie könnt ihr euer Kind unterstützen?
- Hilfsmittel und Anpassung im Alltag, z.B. Klettverschlüsse für Schuhe, Verlängerungen an Reißverschlüsse o.Ä.
- Alternative Möglichkeiten finden, auf welche Art und Weise z.B. eine Jacke angezogen oder eine Schleife gebunden wird
- Viel Zeit zum Üben von Handlungen einplanen
- Aufklärung des sozialen Umfeldes
- Stärkung des Selbstwertgefühls durch motivieren und loben
Schaut doch auch mal bei https://wahrnehmungskinder.at/wahrnehmungsstoerungen/ vorbei. Dort findet Ihr interessante Informationen zum Thema Dyspraxie und Wahrnehmungsstörungen.
Habt ihr weitere Fragen zum Thema? Nehmt gerne Kontakt zu mir auf.
Ich unterstütze euch, eure Kinder optimal in ihrer Entwicklung zu begleiten. Gerne auch wenn ihr auf den Ergotherapieplatz warten müsst! Dann überbrücken wir die Zeit gemeinsam und ihr könnt mit meiner Anleitung schon etwas „vorarbeiten“.
Möchtet ihr mich und meine Arbeitsweise kennen lernen? Dann lade ich euch herzlich zu meinem kostenlosen „Schnuppergespräch“ ein.
Ich freue mich auf euch!